Wie das Coronavirus die Bildung revolutionieren könnte
Alma Vahl • 23. April 2020
Wie das Coronavirus die Bildung revolutionieren könnte Text von Alma Vahl, Klasse 9B der IGS Flötenteich
Bild von StartupStockPhotos auf pixabay

Durch das Coronavirus befindet sich zurzeit das ganze Land im Lockdown. Nicht lebensnotwendige Läden sind geschlossen, genauso wie öffentliche Gebäude, unter anderem die Schulen. Dabei stellt sich die Frage wie die Schüler trotzdem von zu Hause aus weiterlernen können.
Deutschland ist im Gegensatz zu anderen Ländern im Bereich der Bildung noch nicht sonderlich digitalisiert. Abgesehen davon, dass man diese mangelnde Fortschrittlichkeit natürlich merkt, weil man stärker als je zuvor auf digitale Medien angewiesen ist, hat man auch vor dem Coronavirus damit zu kämpfen gehabt. Man konnte zum Beispiel Videos nicht abspielen, Power Points, die von Schülern vorbereitet wurden, konnten nicht vorgetragen werden oder es standen zu wenig „Medienwagen“ zur Verfügung. Dabei sollte doch die Schulbildung mit der Zeit mitgehen und sich auf neue Dinge einlassen und auch diese Dinge mit Schülern erforschen und darüber reden.
Nun zeigt sich diese Dringlichkeit mehr als je zuvor. Schüler und Lehrer können nicht mehr in die Schule, es müssen online Aufgaben zur Verfügung gestellt werden. Daraus wird folgen, dass von mehr Menschen erkannt wird, wie wichtig es ist, sich mit der online-Welt auseinanderzusetzen. Es wird ernst genommen, was schon seit Jahren von den „digital natives“ gesagt wird: Wir müssen unsere digitalen Lernmittel und Lehrmethoden auf den neuesten Stand bringen. Gerade in dieser Zeit wäre es so wichtig gewesen, wenn man darauf schon früher gekommen wäre und bereits existierende Plattformen weiter ausgebaut hätte.
Die Coronakrise könnte also Auslöser sein für eine fortschreitende Digitalisierung der Schulen. Dabei würde dies nicht nur jetzt helfen, sondern auch nach der Krise. Viele positive Dinge könnten auch dann noch benutzt werden, wenn alle wieder regulär zur Schule gehen. Denn wenn man einmal Sachen auf dem PC gemacht hat, merkt man, wie praktisch das ist. Dadurch könnte es in einem oder zwei Jahren zur Selbstverständlichkeit werden, bestimmte Dinge nur digital zu machen oder in jedem Klassenraum einen PC mit Beamer zu haben. Wie schön das doch wäre, nicht mehr mindestens fünfzehn Minuten warten zu müssen, bis man starten kann, weil der Laptop einfach nicht angeht…
Auch in Sachen Jobs merken wir, dass immer mehr Personen gebraucht werden, die mit digitalen Medien umgehen können. Sei es, dass man programmieren können muss, als Marketingbeauftragter Reichweite erzeugen will oder in Firmen immer mehr Prozesse digitalisiert werden. In dieser Zeit merkt man es dadurch, dass zum Beispiel online-Shops kleiner Geschäfte fehlen oder die Musikschule auch online Unterricht geben muss. Klasse wäre es da natürlich, wenn man von Anfang an wüsste, wie man sich auf Plattformen verhält, mehr Kurse rund um das Thema Programmieren hätte und einfach jeder die Basics lernen müsste, um die dabei gelernten Dinge sowohl im Alltag als auch im Job benutzen zu können. Also warum nicht einfach in der Schule genau diese Dinge lernen?
Wenn man jetzt meinen Ausführungen folgt, könnte man denken, dass man auch direkt die ganze Zeit zu Hause bleiben kann und über Videokonferenzen unterrichtet werden kann oder die bereits erwähnten Plattformen von zu Hause benutze kann. Dies jedoch möchte ich gerade verhindern! Wenn jeder Schüler in Deutschland den ganzen Tag zu Hause am Laptop/PC sitzen würde, um seine Hausaufgaben zu machen, würde so viel verloren gehen. Die Schüler hätten keinen Grund mehr, an die frische Luft zu gehen, nicht mal mehr auf dem Schulweg. Sollte man wirklich die ganze Zeit zu Hause bleiben, würden auch die sozialen Kontakte zwangsläufig immer weniger. Es könnte dazu kommen, dass man gar keine Lust mehr hat aufzustehen und sich mit den Freunden auch höchstens nur noch online trifft. Neue Freunde, die man vielleicht in der Schule oder woanders kennengelernt hätte, würde man jetzt nicht mehr kennenlernen. Eine Struktur im Alltag würde völlig fehlen, wodurch der Schlafrhythmus durcheinanderkäme und man zum Beispiel anstatt von sechs Uhr bis zehn Uhr dann von zwölf Uhr mittags bis ein Uhr in der Nacht aufbleiben würde. Auch würde man keinen „richtigen“ Lehrer mehr haben, denn man würde sich erst in Kontakt mit den Lehrern setzen, wenn man Fragen hat oder etwas abgeben muss, wobei man für die Fragen auch ein Video angucken kann und dann meist schon alles geklärt ist. Die Lehrer kennen einen Schüler also nicht mehr so gut wie jetzt und würden nicht sehen, wie gut und schnell der jeweilige Schüler lernt. Das heißt, dass nicht mehr auf das jeweilige Lerntempo des Schülers eingegangen werden kann und einige dadurch total unter Stress stehen könnten, andere wiederum sich total langweilen würden.
Damit will ich sagen: Ich will keine komplette Digitalisierung der Schule, ich will keine Revolution, sondern nur eine Evolution. Ich will, dass die digitalen Medien in der Schule besser eingesetzt und genutzt werden, dass jeder lernt, wie man mit diesen umgeht und dass man gemeinsam überlegt, wie die Zukunft der digitalen Medien in der Schule aussehen könnte und sich auf diese vielleicht schon vorbereitet.
Alma Vahl ist Schülerin der 9B der IGS Flötenteich